Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Zu Gast in der Wüste

Zu Gast in der Wüste

01. Juni 2015

Bernhard Sprafke, Vorstandsmitglied von Oikocredit Bayern, besuchte den Oikocredit Partner SEKEM in Ägypten. SEKEM ist ein nachhaltiges Sozialunternehmen, das landwirtschaftliche Produkte nach den Grundsätzen der biodynamischen Wirtschaftsweise und des Fairen Handels anbaut, verarbeitet und vermarktet.

SEKEM heißt zu Deutsch etwa „Lebenskraft aus der Sonne“. Wo wurde das für Sie besonders deutlich?

Bei unserer Ankunft in Ägypten hat es geregnet: ein wahres Gastgeschenk, regnet es doch hier nur ganz selten! Die Kraft der Sonne, die übrigens für den Großteil Ägyptens durchaus lebensfeindlich ist, wird durch biodynamischen Anbau für nachhaltige Bepflanzungen, oft für zwei Ernten im Jahr, genutzt.

SEKEM betreibt Landwirtschaft am Rande der Wüste? Wie kann das überhaupt funktionieren?

Der Gründer von SEKEM, Ibrahim Abouleish hat seit 1977, anfangs gegen erhebliche Widerstände und Spott, gerade durch biologisch-dynamischen Landbau Außergewöhnliches erreicht. Es gelang ihm, durch Kompostierung biologischer Abfälle, durch Fruchtwechsel und biologische Schädlingsbekämpfung wertvolle Humusböden zu schaffen und damit das Wüstenland nachhaltig zu kultivieren. Dagegen werden beim verbreiteten konventionellen Anbau Böden, vor allem in der Wüste, durch Kunstdünger und Pestizide rasch ausgelaugt und oft nach wenigen Jahren aufgegeben.

Wasser ist in der Wüste ein kostbares Gut. Was unternimmt SEKEM konkret, um den Wasserverbrauch zu reduzieren?

Die Kraft der Sonne lässt sich nur durch Wasser in Leben umwandeln. Der Bio-Anbau spart bis zu 25 % Wasser ein, weil Humusböden Wasser besser speichern. Auch durch moderne Methoden wie z.B. Tröpfchen- und Unterbodenbewässerung wird zunehmend Wasser eingespart.

SEKEM hat verschiedene soziale Projekte initiiert und aufgebaut. Wie profitieren die Menschen in der Region davon?

SEKEM selber betreibt eine Kindertagesstätte, einen Kindergarten, eine Schule bis zum Abitur und seit vier Jahren eine Universität mit vier Fakultäten. Auch eine Krankenstation ist eingerichtet, die über die eigenen Mitarbeiter hinaus die Bevölkerung der Umgebung medizinisch versorgt. 2014 wurden 41.000 Patienten behandelt! Und Frauen werden gezielt gefördert, Menschen mit Behinderungen entsprechend ihren Fähigkeiten ausgebildet und integriert. Sogar Kleinkredite für Bauern der Umgebung werden gegeben, wenn sie auf Bio-Landbau umstellen.

Was hat Sie bei den Besuchen der verschiedenen Arbeitsbereiche von SEKEM am meisten beeindruckt?

Es ist unglaublich, welcher Lebensraum für Menschen entstanden ist, wo vor 1977 keinerlei Infrastruktur existierte! So ist es nicht verwunderlich, dass Herr Abouleish den alternativen Nobelpreis  für seine Lebensleistung erhielt. Angesichts der wachsenden Bevölkerung findet dieses landwirtschaftliche Modell in Ägypten zunehmend Anerkennung und Verbreitung.

Warum ist die Unterstützung eines so großen Unternehmens durch Oikocredit nötig?

Die Frage beantwortet sich aus meinen bisherigen Ausführungen eigentlichvon selbst. Mit dem zur Verfügung gestellten Kapital konnte das Unternehmen die schwierige politische Umbruchzeit der letzten Jahre bewältigen und sein soziales und ökologisches Engagement intensivieren. Oikocredit hält elf Prozent des Eigenkapitals (5 Millionen Euro) von SEKEM und hat einen Kredit von 5 Millionen US-Dollar vergeben. Damit ist SEKEM der größte Partner von Oikocredit. Wegen des weltweit guten Rufes von Oikocredit bekommt SEKEM  leichter Kredite für Investitionen bei heimischen Banken. 

2011 begann mit den Demonstrationen am Tahrir-Platz in Kairo der politische Umbruch in Ägypten. Inwiefern war SEKEM davon betroffen?

Der gestürzte ägyptische Präsident Mubarak hat als eine seiner letzten Amtshandlungen die jahrelang von SEKEM beantragten Zukäufe von Land in der Wahat Oase und in der Nähe des Suezkanals genehmigt. Damit wurde SEKEM Nähe zum alten System unterstellt, so dass es, auch angesichts der schlechten Wirtschaftslage zu Problemen bei der Vermarktung kam. Inzwischen hat sich SEKEM allerdings finanziell und wirtschaftlich wieder erholt.

Wie hat sich Ihr Bild von diesem Oikocredit Partner durch den Besuch vor Ort verändert?

Mein bisheriges Bild von SEKEM als ganzheitlich ausgerichtetem Unternehmen hat sich hat sich mehr als bestätigt. Persönliche Eindrücke, Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen zeigen sich aber viel nachhaltiger als das vorher erworbene Wissen. Wenn ich bei meinen künftigen Vorträgen das Beispiel SEKEM hervorhebe, kann ich natürlich viel lebendiger berichten.

 

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Kontakt

Oikocredit Förderkreis Bayern e.V.
Hallplatz 15-19
D-90402 Nürnberg
workT: +49 911 37 69 000
faxF: +49 911 37 69 002

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